Hoch oben auf einem Berg in Sizilien, umgeben von Felsen und nicht recht viel mehr als dem Himmel darüber, befindet sich ein perfekt erhaltener antiker griechischer Tempel. An der Stirnseite führen Stufen zu sechs gewaltigen Säulen, die heute noch genauso beeindruckend sind, wie es bei ihrer Erbauung vor fast 2.500 Jahren gewesen sein muss.
Wie kommt es, dass dieser Tempel so gut erhalten ist, wo doch viele um ihn herum in Trümmern liegen? Solche Fakten aufzudecken ist die Aufgabe von Maria Serena Rizzo, Archäologin im Tal der Tempel, einer der interessantesten antiken griechischen Ausgrabungsstätten der Welt.
Die im nahe gelegenen Agrigent geborene und aufgewachsene Rizzo hat schon als Kind im Concordiatempel gespielt und die Nachbildung des Telamon im Zeustempel erklettert. Für sie ist nicht nur der ästhetische Aspekt der Stätten von Interesse, sondern auch die Geschichten, die in dieser historischen Region im Laufe der Zeit ineinander verschmolzen sind – von der Antike über das Mittelalter bis in die Gegenwart. Hier verrät sie uns das ein oder andere Geheimnis aus dem Tal der Tempel.
Ein schauriges Ende
„Wir haben das antike Siedlungsgebiet in der Nähe des Junotempels freigelegt und dabei eindeutige Beweise dafür gefunden, dass die Stadt Akragas (das antike Agrigent) im Jahr 406 v. Chr. von den karthagischen Truppen zerstört wurde. Unter den eingestürzten Dächern kamen Alltagsgegenstände zum Vorschein, die die Bewohner im Aufruhr, ihre Häuser fluchtartig zu verlassen, zurückgelassen hatten.“
Ein „recycelter“ Tempel
„Der Concordiatempel ist einer der am besten erhaltenen griechischen Tempel der westlichen Welt. Das liegt daran, dass er bis vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich in Gebrauch war: Bischof Gregor hat ihn im 6. Jahrhundert zu einer christlichen Kirche umgebaut, und diese wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts als solche genutzt.“
Eine grausame Legende
„600 v. Chr. herrschte Phalaris, der ‚Tyrann von Akragas‛, der für seinen grausamen ‚Eisernen Bullen‛ berüchtigt war. Bei dieser vom Athener Erfinder Perillos ersonnenen Hinrichtungsform wurden die Verurteilten über offenem Feuer in einem hohlen Stier eingeschlossen und bei lebendigem Leibe geröstet. Der Stier war so konstruiert, dass die Schreie des Opfers wie das Brüllen eines Bullen widerhallten, und der sich bildende Rauch roch nach Weihrauch. Der Legende nach kam diese brutale Form der Bestrafung allerdings auf Phalaris zurück, nämlich als er von Telemachus von Agrigent gestürzt wurde und ihr selbst zum Opfer fiel.“
Eine erlösende Entdeckung
„2016 haben wir das Theater von Akragas ausgegraben. Die Entdeckung dieses hellenistischen Theaters lieferte ein entscheidendes archäologisches Puzzleteil, das nicht nur den monumentalen Charakter der Stadt zu griechischer und römischer Zeit verdeutlicht, sondern auch den Grundriss der antiken Agora klarstellt. Vor dem Hintergrund, dass das Theater für Alexander Hardcastle, den englischen Schiffskapitän, der diese Stätten als Erster ausgegraben hat, eine unauffindbare Wahrheit geblieben ist, ist das sogar noch bedeutungsvoller. Man sagt, er habe sich auf der schicksalshaften Suche nach ihm schier um den Verstand gebracht.“
Ein ungeschriebenes letztes Kapitel: Ihr Besuch im Tal der Tempel
„Um das Tal der Tempel auch künftig erhalten, restaurieren und erforschen zu können, sind wir auf die Gelder der Touristen angewiesen. Ein Drei-Tages-Ticket ist empfehlenswert, da Besucher damit auch Zeit für die weniger bekannten Bereiche und das archäologische Museum haben werden.
Wenn Ihnen jedoch nur ein Tag zur Verfügung steht, sollten Sie sich auf die Hauptroute (vom Junotempel bis zum Heiligtum der chthonischen Gottheiten) sowie das Museum konzentrieren. Verpassen Sie auch das hellenistisch-römische Viertel nicht. Es hilft Ihnen dabei, das Leben der alten Agrigentiner zu verstehen.“
Mit Dank an Maria Serena Rizzo.
Das Verdura Resort in Sizilien gilt als perfekte Mischung aus Entspannung und Kultur. Denn es liegt im malerischen Fischerdorf Sciacca in der Nähe von Agrigent und bietet einen Chauffeurservice für Gäste, die die antike Ausgrabungsstätte besuchen möchten. Senden Sie bei Interesse eine E-Mail an reservations.verdura@roccofortehotels.com oder rufen Sie unter +39 0925 9980 01 an.
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