Die italienische Renaissance hat nicht nur Italien tief geprägt, sondern auch die britische Hauptstadt. Selbst Königin Elisabeth I., die zu jener Zeit über England und Irland herrschte, ließ sich von der Faszination für die neuen Formen anstecken. So bezeichnete sie sich sogar als demi Italienne, oder Halbitalienerin. Noch heute ist der künstlerische, intellektuelle und architektonische Einfluss der italienischen Renaissance in vielen Ecken Londons spürbar.
Inspiriert von der Ausstellung Michelangelo, Leonardo, Raphael: Florence c. 1504 in der Royal Academy of Arts nehmen wir Sie mit auf einen Rundgang durch London und zeigen Ihnen Orte, die von den Idealen der Renaissance geprägt wurden.
Palladianische Architektur in London
Unser Rundgang beginnt im Burlington House, dem Sitz der Royal Academy of Arts. Die klassischen Säulen und geschwungenen Proportionen des Gebäudes sind Musterbeispiele für die palladianische Architektur, benannt nach Andrea Palladio, dem Hauptmeister der Renaissance-Architektur, der die klassische Architektur neu belebte.
Palladios Einfluss ging jedoch weit über die Royal Academy hinaus. Sein Vermächtnis findet sich in den Bauten des britischen Architekten Inigo Jones wieder, der den italienischen Stil der klassizistischen Architektur nach London brachte.
In Whitehall, nur einen kurzen Spaziergang vom Buckingham Palace entfernt, befindet sich das Banqueting House, einer seiner schönsten Entwürfe und ein prachtvolles Beispiel für die italienische Renaissance im Herzen Londons. Heute stehen nur noch drei seiner Gebäude – das Banqueting House ist eines davon.
Nur unweit entfernt befindet sich Covent Garden mit einer Platzanlage, die von Jones nach italienischem Vorbild entworfen wurde und an eine italienische Piazza erinnert, ebenso wie die St. Paul's Church, vor der heute tagtäglich Straßenkünstler für Unterhaltung sorgen. Die Kirche ist das letzte ursprünglich von ihm entworfene Gebäude am Platz. Der Säulenportikus ist ein klarer Hinweis auf die Vorliebe des Architekten für klassische italienische Details.
Weiter geht es gen Osten nach Greenwich, wo sich das Queen's House befindet. In dem wunderschönen Gebäude, das von den Zwillingskuppeln des Old Royal Naval College umrahmt wird, können Sie noch heute die ursprüngliche freitragende Wendeltreppe von Jones und die prachtvolle Great Hall mit ihrem schwarzweißem Marmorfußboden bestaunen. Hier perfektionierte Jones die Prinzipien der Symmetrie und der Balance der Elemente, die er in Italien so bewunderte.
Italienische Erzählkunst auf Londons Bühnen
Die Kreativen zur Zeit der Renaissance in Großbritannien waren von den italienischen Erzählungen mit ihrer Leidenschaft, Dramatik und Intrige fasziniert. Das galt insbesondere auch für William Shakespeare. Von der Leidenschaft in Romeo und Julia bis zu den Intrigen in Der Kaufmann von Venedig – Shakespeares Werke sind stark von italienischen Erzählungen inspiriert.
Und nach wie vor ziehen seine Werke das Londoner Publikum in ihren Bann, unter anderem im Shakespeare's Globe an der Themse, wo die Geschichten im Ambiente der Tudorzeit zum Leben erweckt werden. Der Besuch eines Shakespeare-Stückes ist eine wunderbare Möglichkeit, ein Gefühl für den Einfluss der Renaissance auf die Stadt zu bekommen.
Von den Denkern der Renaissance bis hin zur Wissenschaft der Moderne
Die italienische Renaissance läutete auch ein neues Zeitalter wissenschaftlicher Entdeckungen ein, in dem Genies wie Galileo Galilei und Leonardo da Vinci die Grenzen des Wissens ausloteten. Ihr Streben danach, die natürliche Welt besser zu verstehen, löste in ganz Europa eine Welle wissenschaftlicher Neugierde aus.
Im Jahr 1660 wurde die Royal Society in London gegründet, um die wissenschaftliche Forschung voranzubringen, die vom Denken der Renaissance inspiriert war. Man betrachtete Wissen als einen Weg zur Verbesserung der Menschheit. Was als Nebeneffekt der Renaissance begann, dauert bis heute an. Die Royal Society ist und bleibt ein Zentrum der Innovation und veranstaltet Vorträge zu verschiedenen Themen, von künstlicher Intelligenz bis hin zur Quantenphysik.
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