Sir Rocco Fortes Sohn Charles ist noch keine 30 Jahre alt und hat dennoch schon viel erreicht. Der Development Analyst für Rocco Forte Hotels trägt den Namen seines Großvaters, des „originalen“ Forte, und hat auf verschiedensten Ebenen ein Vermächtnis geerbt. Wir haben uns mit ihm unterhalten, um zu erfahren, wie er in das Familienunternehmen eingestiegen ist, was seine Pläne für die Zukunft sind und was er gelernt hat, das Einsteigern in der Branche helfen kann.
Wurde schon immer erwartet, dass Sie in das Unternehmen einsteigen und das Vermächtnis fortführen? Und hatten Sie als Kind einen anderen Traum?
„Ich habe eine Zeit lang Geschichte studiert und ich für eine kurze Zeitin Erwägung gezogen, Filmemacher zu werden. Meinen Eltern war es wichtig, dass meine Schwestern und ich selbst unseren eigenen Weg gehen. So fühlte ich mich nie unter Druck. Letztlich wollten wir aber alle unbedingt Teil des Unternehmens werden. Ich entwickelte eine starke Leidenschaft für die Welt der Hotellerie, in der ich in der Tat aufgewachsen war. “
Ihr Vater ist bekanntermaßen schon mit 14 in das Unternehmen eingestiegen und hat in verschiedensten Funktionen gearbeitet. Was war Ihre erste Erfahrung mit den Hotels?
„Meine allererste Erfahrung war ein Job als Kellner im Brown’s Hotel. Ich war damals 15. An meinem zweiten Tag habe ich den Sous-Chef mit ,Kumpel‘ angesprochen und durfte mir daraufhin beim Chefkoch (einem glatzköpfigen, stämmigen Mann) eine ordentliche Kopfwäsche abholen. Es war schrecklich und ich habe daraufhin alles versucht, um ihm aus dem Weg zu gehen! Ich habe dann in den Schulferien immer in verschiedenen Abteilungen in unseren Hotels gearbeitet.
An meine Zeit im Principe di Savoia in Mailand erinnere ich mich am besten. Ich war 18 Jahre alt und habe in der Küche und an der Rezeption gearbeitet. Der Chefkoch war ebenso furchteinflößend wie der im Brown’s. Das kann kein Zufall sein!“
Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie bisher im Unternehmen gelernt haben?
„Die Leute in unserem Führungsteam sind großartig und verfügen über einen riesigen Erfahrungsschatz in der Hotelbranche. Von ihnen habe ich aber nicht nur all die Besonderheiten unseres Geschäfts gelernt, sondern auch, wie wichtig es ist, Geduld zu haben! Neue Verträge auszuarbeiten, braucht seine Zeit, und bis diese Früchte tragen, dauert noch länger!“
Die Arbeit mit Familienmitgliedern birgt vermutlich ganz eigene Herausforderungen. Wie gehen Sie damit um?
„Glücklicherweise verstehen wir uns alle sehr gut. Daher ist dieser Aspekt eigentlich überhaupt kein Problem, auch wenn ich das anfangs befürchtet habe. Wir konzentrieren uns alle auf unseren speziellen Bereich, obwohl ich relativ eng mit meinem Vater zusammenarbeite, da er ein großes Interesse an neuen Projekten hat. Auch wenn sich meine Arbeit hin und wieder mit der meiner Schwestern überschneidet, ist das eher eine willkommene Abwechslung.“
Wie sieht Ihre Funktion bzw. Ihre tagtägliche Arbeit heute aus?
„Wir sind nur zu zweit im Development-Team und arbeiten an einer äußerst ehrgeizigen Strategie, um das Geschäft durch neue Hotels zu erweitern. Für uns hat sich auch während des Lockdowns nicht viel verändert, außer der Tatsache, dass wir nicht mehr zu potenziellen Objekten reisen können.
Ein Tag beginnt zum Beispiel mit der Bewertung eines Projekts und der Frage, welche Art von Hotel wir kreieren könnten. Wir sehen uns Baupläne an, um zu verstehen, ob es für uns das Richtige sein könnte. Auch Verträge für Projekte, für die wir uns bereits entschieden haben, müssen ausgearbeitet werden. Außerdem spreche ich immer wieder mit allen Beteiligten, um sicherzustellen, dass wir gute Beziehungen aufbauen und pflegen.
Einer der interessantesten Teile meiner Arbeit ist die eingehende Forschung, die wir über die verschiedenen Möglichkeiten und die Länder, die sie bieten, betreiben. Die finanziellen Aussichten, die nationalen Sitten und die Beziehungen zu den lokalen Behörden sind Teil eines kontinuierlichen Lernprozesses, der eine enorme Bereicherung darstellt.“
Auf welche Ihrer bisherigen Leistungen sind Sie besonders stolz und was möchten Sie mit dem Unternehmen in der Zukunft erreichen?
„Ich bin besonders auf die Verträge stolz, die ich erarbeitet habe und die unterzeichnet wurden. Dazu gehören das Hotel de la Ville, Torre Maizza und Villa Igea. Außerdem bin ich sehr stolz darauf, das Konzept Rocco Forte House, unsere Serviced Apartments, entwickelt zu haben.
Ich kann hier zwar keine Einzelheiten verraten, aber wir stehen kurz davor, die Familie um mehrere neue Häuser zu erweitern. Im Moment konzentriere ich meine Anstrengungen darauf, das Unternehmen weiter voranzubringen und auszubauen. Meiner Meinung nach ist das der spannendste und entscheidendste Bereich des Geschäfts.“
Wer ist Ihr Vorbild?
„Innerhalb des Unternehmens ist das gesamte Führungsteam Vorbild für mich, außerhalb meine Mutter und Frank Lampard!“
Ihr Großvater wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf dem Land in Italien auf. Fühlen Sie sich diesem Vermächtnis verbunden? Und wie schaffen Sie es, bodenständig zu bleiben?
„Ich war schon mehrmals in Monforte und spüre eine tiefe Verbindung zu meinem italienischen Erbe. Meine Tante und Cousins wohnen in Mailand und meine Großmutter mütterlicherseits in Rom. Daher bin ich häufig in Italien zu Besuch. Und wenn man von Menschen umgeben ist, die so viel mehr erreicht haben als ich, bleibt man automatisch bodenständig.“
Und schließlich, welchen Rat würden Sie jungen Leuten geben, die in die Hospitality-Branche einsteigen möchten?
„Erfahrung ist der wichtigste Grundpfeiler für eine erfolgreiche Karriere in jeder Branche. Aber Erfahrung braucht Zeit und daher ist Geduld unabdingbar. Die ersten Jahre, wenn die Grundlagen erlernt werden müssen, sind die schwierigsten. Im Verlauf der Zeit wird es einfacher. Wer im Bereich Hospitality Erfolg haben möchte, sollte zunächst den Aspekt der Branche meistern, in dem das größte Interesse liegt. Anschließend werden sich weitere Möglichkeiten eröffnen.“