Gheesling, Robbin
“ Die unscheinbaren Fensterchen, kaum größer als eine Hand, bieten einen lebendigen Einblick in die Geschichte von Florenz: „Besucher von Florenz können durch die Weinfenster in die Vergangenheit linsen.“
Bei einer Führung durch Florenz im Jahr 2012 stieß Robbin Gheesling, Autorin des Buches Wine Doors of Florence, erstmals auf die Buchette del Vino. Sie war fasziniert. Wir haben uns mit ihr auf ein Glas Chianti Classico getroffen, um mehr über dieses Florenzer Phänomen zu erfahren.
Die Weinfenster in Florenz entstanden im 16. Jahrhundert aus einer Notwendigkeit heraus. Hohe Steuern ließen die Florentiner Familien mit Weingütern außerhalb der Stadt nach alternativen Möglichkeiten suchen, um ihren Wein diskret zu verkaufen. Die kleinen bogenförmigen Fensterchen in den dicken Steinmauern, denen lange eine religiöse Bedeutung zugewiesen wurde, ermöglichten den steuerfreien Weinverkauf und, so vermuten Historiker, einen respektablen Abstand zwischen den unteren Schichten und dem Florentiner Adel.
Die Weinfenster ermöglichten Menschen aller sozialer Schichten einen kurzen unverfänglichen Austausch, der auf ihrem gemeinsamen Interesse für Wein basierte. Jahrhunderte später, als die Pest über Europa hinweg zog, wurden die Weinfenster zu einem Symbol der Innovation und Widerstandsfähigkeit – sie ermöglichten einen sicheren Abstand und hielten die Bevölkerung zugleich bei Laune, was sich während der Corona-Pandemie ein weiteres Mal als nützlich erwies. Heute stellen sie ein Fenster zur Seele der Stadt dar.
Es ist über zehn Jahre her, dass sich Gheesling bei einer historischen Stadtführung in die Weinfenster verliebt hat. „Der Guide verwies auf eines der Fenster an der Ecke der Via delle Belle Donne. Darüber standen in Marmor die Öffnungszeiten geschrieben. Als Sommelier dachte ich mir, dass es bestimmt mehr dieser Fenster geben würde. Der Guide war sich nicht sicher, aber meine Neugier war geweckt.“
Florenz durch die roséfarbene Brille
Gheesling fühlt sich inzwischen persönlich mit den Weinfenstern verbunden: „Die Recherchen und die Fotoaufnahmen für mein Buch und mein Straßenfotografieprojekt haben meine Sicht auf Florenz verändert, weil ich mehr auf die Architektur und Straßennamen achten musste. Familienwappen über Hauseingängen haben mich häufiger hochschauen lassen.“ Die unscheinbaren Fensterchen, kaum größer als eine Hand, bieten einen lebendigen Einblick in die Geschichte von Florenz: „Besucher von Florenz können durch die Weinfenster in die Vergangenheit linsen. Es ist eine Möglichkeit, einen tieferen Einblick zu bekommen, statt sich nur einen Aperol zu bestellen, ein Foto zu machen und zum nächsten Tagespunkt überzugehen.“
Eine Handvoll dieser Fenster, die es nur in Florenz gibt, wird noch heute genutzt. „Ich habe das Comeback der Fenster verfolgt. In nur zehn Jahren hat sich viel getan. Unter den Weinfenstern, die bis heute unverändert sind, gefällt mir das in der Via del Giglio, 2 besonders gut: ein schlichtes Backsteinfenster und darüber der Schriftzug ‚Vendita di Vino‘. Die heutigen Weinfenster werden alle unabhängig betrieben. Die meisten haben eine Klingel, sind aber so gut besucht, dass man nicht klingeln muss.“ Gheesling hat auch einen klaren Favoriten: „Das Restaurant Babae hat seinem Weinfenster als Erstes neues Leben eingehaucht und es wieder wie früher verwendet. Dort gehe ich heute noch hin.“ Und ihr Lieblingswein? „Wenn es kühler ist, bestelle ich einen Chianti Classico, aber an heißen Tagen passt ein Vernaccia di San Gimignano perfekt.“
Erkunden Sie die faszinierenden Weinfenster vom Florenz bei einem wundervollen Aufenthalt im ikonischen Hotel Savoy.
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