Brüssel gilt gemeinhin als Hauptstadt des Art nouveau. Ein Spaziergang durch die Innenstadt ist wie eine Lektion in Sachen Architekturgeschichte: Wundervoll erhaltene Jugendstilgebäude aus dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert stehen Seite an Seite mit alten gotischen Bauwerken. Entdecken Sie die faszinierenden Art-nouveau-Gebäude Brüssels und die Arbeiten von Viktor Horta, der belgischen Ikone des Art nouveau, aber auch die Häuser bemerkenswerter Talente wie Paul Cauchie und Paul Saintenoy.
Hôtel Tassel
Hôtel Tassel gilt als das weltweit erste Art-nouveau-Gebäude. Das 1893 von dem Architekten Victor Horta errichtete Haus gehört zum UNESCO-Welterbe. Kurioser Weise ist es gar kein Hotel, sondern wurde als Wohnhaus für den belgischen Wissenschaftler und Professor Emile Tassel konzipiert. Das Gebäude verfügt über ein wegweisendes Design, das mit den Traditionen der Zeit brach und stattdessen auf moderne Materialien wie Eisen und Glas setzte. Hinter der markanten Steinfassade mit großen geschwungenen Erkerfenstern verbirgt sich ein atemberaubendes Interieur. Herzstück ist eine große Treppe, die sich durch das hohe Stadthaus schlängelt. Besucher dürfen sich leider nicht frei durch das Innere bewegen, doch allein schon das beeindruckende Äußere lohnt den Abstecher.
Hôtel Solvay
Hôtel Solvay gehört ebenfalls zum UNESCO-Welterbe und ist eine der ambitioniertesten Werke desselben Architekten, Victor Horta. Nachdem er beim Entwurf des Hauses für den Wissenschaftsmagnaten Armand Solvay ein unbegrenztes Budget und absolute kreative Freiheit erhalten hatte, nutze Horta die Gelegenheit, um die Grenzen des Art nouveau zu erweitern. Er manipulierte die normalerweise bei Industriebauten zu findenden Metallrahmen und entwickelte auf diese Weise ein innovatives Layout, innerhalb dessen natürliches Licht durch geschickt platzierte Glasscheiben dringt. Architekturfans können an einer Gebäudeführung teilnehmen, um sich die Arbeit Hortas genauer anzuschauen. Zu sehen gibt es unter anderem spektakulär bemalte Wände und wunderschöne Motive, die sich in allen Facetten der Innendekoration wiederfinden, von den Mosaikböden bis hin zu den maßgefertigten Möbeln.
Horta Museum
Betreten Sie die Welt von Horta – bei einem Besuch seines Wohnhauses und Studios, dem Horta Museum. Das Haus wurde zwischen 1898 und 1901 erbaut und ist ein typisches Beispiel für Art-nouveau-Design. Das wunderschöne Interieur begeistert mit detailreichen Mosaiken, Wanddekor und buntem Glas – zum größten Teil gut erhalten. Das Horta Museum wurde 1969 eröffnet und bietet den Besuchern seither die Möglichkeit einer Gebäudeführung mit jeder Menge Informationen zum Architekten und einer aufschlussreichen Art-nouveau-Ausstellung.
BOZAR
Runden Sie Ihre Reise durch Hortas Brüssel mit dem Besuch des Palais des Beaux-Arts ab, ein beeindruckendes Museum, das 1928 von Horta errichtet wurde. Es unterscheidet sich zwar in puncto Größe und Grandezza von seinen sonstigen herrschaftlichen Entwürfen, atmet aber unverkennbar den Geist des Art nouveau. Das Museum wurde kürzlich gemäß dem originalen architektonischen Erscheinungsbild renoviert und beherbergt Ausstellungsflächen, Konzertsäle und Theater.
Villa Empain
Die in den 1930er-Jahren von dem Schweizer Architekten Michel Polok entworfene Villa Empain ist ein wunderschönes Beispiel für Art déco der luxuriösen Sorte. Der von Baron Louis Empain beauftragte Polok nutzte die hochwertigsten Materialien und kostspieligsten Details für ein prächtiges Haus, das ästhetisch und physisch die Zeit überdauern würde. Die Villa wurde vor Kurzem in ihren glorreichen Originalzustand zurückversetzt und beherbergt nun die Boghossian-Siftung mit ihrem Programm für Künstlerresidenzen. Hier werden Künstler aller Genres dazu eingeladen, eine Zeit lang in dem Haus zu leben und zu arbeiten. Villa Empain ist für Besucher geöffnet und es gibt täglich außer montags Führungen.
Maison Cauchie
Maison Cauchie gehört zu den schönsten Brüsseler Jugendstilgebäuden und wurde 1905 von dem Architekten und Künstler Paul Cauchie entworfen. Die Außenseite ist zwar typisch Art nouveau, doch auch Cauchies künstlerische Hand ist überall zu spüren, insbesondere beim komplexen Graffito-Wanddekor. Wie es sich für das Haus eines Künstlers gehört, sind die Wände mit berühmten Art-nouveau-Gemälden behängt – ein echtes Besucher-Highlight. Das Haus kann immer nur am ersten Wochenende des Monats besichtigt werden, also sollte man gut im Voraus planen.
Musikinstrumentenmuseum
Das Musikinstrumentenmuseum, kurz „mim“, wurde 1899 nach einem Entwurf des Architekten Paul Saintenoy gebaut. Das Gebäude befindet sich auf dem Montagne de la Cour, war früher ein Kaufhaus und beherbergt als Museum inzwischen eine der weltgrößten Sammlungen von Musikinstrumenten. Ob Sie sich für Musik interessieren oder nicht, schon aufgrund seiner Art-nouveau-Architektur, die vom Dachrestaurant aus bewundert werden kann, lohnt sich der Besuch. Das Restaurant verfügt über einen getrennten Zugang und bietet zudem ein unschlagbares Stadtpanorama – eine beeindruckende Möglichkeit, einen Tag in Brüssel ausklingen zu lassen.
Weiter geht es mit der architektonischen Abenteuerreise im historischen Hotel Amigo, das 1957 am ehemaligen Standort eines Gefängnisses errichtet wurde.