Ein Bild des Unmöglichen: 100 Jahre Magritte und Surrealismus
Oktober 1924: Aus den Ängsten und der Hoffnungslosigkeit der Nachkriegszeit geht eine revolutionäre Bewegung hervor, der Surrealismus. Diese künstlerische Rebellion, angetrieben von der Erforschung des Unterbewusstseins und der Zurückweisung der konventionellen Realität, hat die Kunstlandschaft für immer verändert. Und ein führender Kopf dieser Bewegung war René Magritte: Meister des Unsteten und Schöpfer unwirklicher Szenen, die unser Verständnis von der Welt bis heute herausfordern.
Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums dieser künstlerischen Bewegung beleuchten wir Magrittes Einfluss auf die Kunstwelt. Unterstützt werden wir dabei von Ottavia Marchitelli, Director und Senior Specialist - Impressionist & Modern Art beim Auktionshaus Christie’s in London.
Magritte: Meister des Unerwarteten
Heute noch ebenso relevant wie vor 100 Jahren gilt der Surrealismus als Schnittpunkt zwischen konzeptioneller und zeitgenössischer Kunst. Und der Belgien geborene Magritte ist zweifelsfrei einer der prominentesten Vertreter der Bewegung.
„Magritte ist ein Ausnahmekünstler: Von allen Surrealisten genießt er weltweit die größte Popularität. Er hat es geschafft, radikale, subversive Ideen herauszufiltern und sie in einer extrem fesselnden Ikonographie zu vermitteln. Er hat realistische Bilder gemalt, die der Betrachter trotz ihrer Jenseitigkeit entschlüsseln kann. So verändert er, wie wir die Welt wahrnehmen“, erklärt Marchitelli.
Im Gegensatz zu einigen seiner Surrealisten-Kollegen setzte Magritte nicht auf eine abstrakte oder misstönende Bildsprache. Stattdessen schwang er den Pinsel mit meisterlicher Präzision und zeigte bekannte Szenen mit unerwarteten Wendungen.
Rätsel und Schlüssel
„Magritte vermittelt komplexe Ideologien in einer visuellen Sprache, die der Betrachter äußerst leicht interpretieren kann“, ergänzt Marchitelli. Vielleicht ist gerade das die Essenz seines Genies. Anhang von subtilen Nebeneinanderstellungen und visuellen Paradoxen hinterfragt er künstlerische Konventionen. So auch in seinem ikonischen Werk Der Sohn des Mannes: Ein Apfel verdeckt das Gesicht des Mannes und animiert den Betrachter dazu, Identität und Individualität infrage zu stellen.
Das simple Motiv täuscht über die Tiefe des Bildes hinweg und lädt zu komplexen philosophischen Gedanken ein. Magritte adoptierte die heute so ikonische Melone nicht nur für seine Kunst, sondern auch für sein Leben. Sie symbolisierte die Uniform des gewöhnlichen belgischen Mannes: leicht zu entschlüsseln und doch vielschichtig – typisch Magritte.
Magrittes anhaltende Popularität
Magritte verbrachte den Großteil seines künstlerischen Wirkens in Brüssel, wo er eine umfangreiche Sammlung an Bildern, Gouachen, Zeichnungen und Flaschenkunstwerken kreierte. Die faszinierende Mischung aus Zugänglichkeit und Komplexität kombiniert mit einer „absoluten Detailbeherrschung und hyperrealistischen Technik“ haben seine Beliebtheit über Jahrzehnte gesichert und bei Sammlern für immer mehr Interesse gesorgt. Seine beständigsten Motive, Das Reich der Lichter und Der Mann mit der Melone rufen bei Auktionen auch heute noch heiße Kämpfe hervor. So wird erwartet, dass Magrittes Werk L'ami intime bei seiner Versteigerung im Auktionshaus Christie’s im März dieses Jahres einen Verkaufspreis von umgerechnet 35 bis 65 Millionen Euro erzielen wird. Das Bild zeigt einen mysteriösen Mann mit Melone, der dem Betrachter seinen Rücken zuwendet, auf dem ein Baguette und ein Weinglas über Kreuz dargestellt sind.
Magrittes geschickte Darstellung von Alltagsgegenständen hat auch die Werke späterer Künstler wie Jasper Johns und Damien Hirst beeinflusst, die den großen belgischen Surrealisten beide als große Inspirationsquelle bezeichnen. Tatsächlich haben Magrittes Popularität und seine Vorreiterrolle bei der Ausbreitung des modernen Surrealismus auch zur Anerkennung unterrepräsentierter surrealistischer Kunstschaffender geführt. Dies gilt insbesondere für Frauen, Künstlerinnen „wie Remedios Varo und Leonora Carrington, die lange übersehen wurden und die für ihren Beitrag zum Surrealismus nun endlich gebührend geehrt werden. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass wir einige ihrer größten Werke in unseren Abendverkauf aufgenommen haben. Wir freuen uns schon auf die nächsten 100 Jahre!“, fügt Marchitelli hinzu.
Blick in die Zukunft
Das Vermächtnis des Künstlers findet sich nicht nur in Galerien, sondern an vielen Orten Brüssels wieder: In seinem Stammcafé von früher, seinem Wohnhaus und heutigem Museum, und in der neu eröffneten Bar Magritte im Hotel Amigo. Wenn die Stadt 2024 den Surrealismus feiert, werden viele seiner Werke zusammen mit den Werken anderer Surrealisten wie Salvador Dalí, Joan Miró, Man Ray und Max Ernst in zwei herausragenden Ausstellungen zu sehen sein: IMAGINE! 100 Years of International Surrealism in den Königlichen Museen der Schönen Künste sowie Histoire de ne pas rire. Surrealism in Belgium im Kulturzentrum BOZAR.
Lassen Sie sich von unserem Team im Hotel Amigo ein exklusives Programm für Ihren Aufenthalt zusammenstellen. Unsere Brüssel-Experten freuen sich darauf, Ihren Besuch in der belgischen Hauptstadt unvergesslich zu machen.
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