Historiker Andy Williamson hat eine Leidenschaft für Hotels mit Geschichte, so hätte es für keine bessere Aufgabe geben können, als ein Buch über das Brown‘s Hotel zu schreiben. Bei seinen Recherchen für Brown's Hotel: A Family Affair wurde er vom Autor zum Detektiv: Er hinterfragte Mythen und Legenden und begab sich in die Londoner Archive, um alles über das Brown’s Hotel herauszufinden, das ein echtes Wahrzeichen Londons ist. Dabei stellte er fest: Manchmal ist die Wahrheit noch faszinierender als die Fiktion.
Was war der interessanteste Fakt, den Sie über die Geschichte des Hotels herausgefunden haben, und wie sind Sie darauf gestoßen?
„Es wurde immer angenommen, dass das Hotel im Jahr 1837 von einem James Brown eröffnet wurde. Doch dann habe ich herausgefunden, dass das Hotel bereits 1832 eröffnet wurde – und zwar nicht von dem James Brown, von dem wir es dachten.
Bei meinen Recherchen in verschiedenen Archiven fand ich heraus, dass bereits vor 1837 ein James Brown Steuern für das Hotel gezahlt hat. Dieser James Brown war mit Sarah Creswell verheiratet. Über ihre Ehe konnte ich seine Identität bestätigen. Und dann fand ich den Beweis, dass das Hotel tatsächlich schon 1832 eröffnet wurde, eine Anzeige in der Zeitung The Morning Post:
„James Brown möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass er soeben das Gebäude an der Dover Street, Piccadilly, ausstaffiert hat, wo Sie jede Annehmlichkeit und allen Komfort vorfinden.“
Es kursieren viele Gerüchte über eine Verbindung zum Dichter Lord Byron. Was ist davon wahr?
“Sarah Brown, James’ wife, certainly seems to have worked for Lady Byron. It’s also possible that James worked for Lord Byron, but I’ve yet to uncover any concrete proof. We do know that when the Byrons’ daughter, Ada Lovelace, dubbed the first computer programmer, died very young, Lady Byron came to Brown’s to be alone, away from the public eye, and to grieve – because she knew she’d be looked after by Sarah and James.
Was macht das Brown's so einzigartig?
„Zweifelsfrei seine Geschichte. Wir wussten bereits, dass das Hotel eine glanzvolle Geschichte hat. Alexander Graham Bell hat hier sein erstes Telefonat innerhalb Großbritanniens geführt; außerdem soll das Hotel in einem Roman von Agatha Christie porträtiert worden sein. Doch beim Schreiben des Buches ist mir klar geworden, dass die Geschichte noch viel faszinierender und mehrdimensionaler ist, als wir dachten. Sie ist wirklich bemerkenswert.
Das Brown’s hat eine illustre Gästeliste. Was können Sie uns darüber erzählen?
„Es gibt viele Legenden darüber, wer im Brown’s ein- und ausgegangen sein soll, doch in Wirklichkeit ist die Liste der Gäste noch interessanter als vermutet. Schauspieler, Journalisten, Spione, Kriegsverbrecher, Abenteurer, Entdecker, Diplomaten, Bürokraten, Aristokraten – sie alle sind bereits im Brown’s abgestiegen.
Mehrere verbannte Herrscher fanden hier ein Exil-Zuhause, darunter Georg II. von Griechenland, Haile Selassie – der letzte Kaiser von Äthiopien – und Zogu I. – König der Albaner. Königin Wilhelmina der Niederlande war im Jahr 1895 als Jugendliche zu Gast im Brown’s und ihr späterer Premierminister Pieter Gerbrandy nutzte das Brown’s während des Zweiten Weltkriegs als Kriegsquartier. Von seinem Wohnzimmer im Hotel aus erklärte die niederländische Regierung Japan damals den Krieg. Es ist unglaublich.
Auch unter Literaten galt das Hotel schon immer als Ort der Inspiration: Rudyard Kipling, Mark Twain, Stephen King, Joseph Conrad – die Liste geht weiter und umfasst zudem auch Schauspieler und Schauspielerinnen wie Mia Farrow, Robert Redford, Peter Cushing. Letzterem gefiel das Hotel so gut, dass in all seinen Verträgen stand, dass er bei Dreharbeiten in London und Umgebung immer hier untergebracht werden wolle.
Warum war das Brown’s ein wichtiger Treffpunkt in politischen Kreisen?
„Nicht nur in politischen – auch in literarischen und königlichen Kreisen. Das Hotel wurde zunächst als Familienresidenz erbaut und hat daher einen besonders gemütlichen und persönlichen Charme. An den Treppen und den wunderschönen Buntglasfenstern lässt sich erkennen, dass es eigentlich als Wohnhaus gedacht war.
Georg II. von Griechenland liebte das Brown’s, weil er hier ein ganz normaler englischer Gentleman sein konnte. Ich glaube, für viele Gäste war es ein Ort der Zuflucht. Das Brown’s hat einfach einen besonders einladenden Charakter, so als würde man das Zuhause einer Person betreten.
Die Donovan Bar im Brown’s ist berühmt für ihre Cocktails. Was ist Ihr Lieblingscocktail?
„In der Tat ist die Donovan Bar der Gipfel der Cocktailkunst. Nicht so sehr aus historischen Gründen, sondern aufgrund des heutigen Angebots. Am besten gefällt mir der Big Smoke – die Dramatik – er ist etwas Besonderes.
Welche berühmten Gäste des Brown’s hätten Sie gerne getroffen?
„Beim Schreiben des Buches habe ich mir ein Spiel ausgedacht, Fantasy Five. Ich durfte mir für ein Abendessen im Charlie’s fünf Personen als Dinnergäste wünschen. Die Liste ändert sich ständig, aber aktuell sind dies meine Favoriten: Sarah Brown für den Blick von innen; Königin Wilhelmina der Niederlande als Vertreterin eines Königshauses; Mark Twain, über dessen exzentrische Eskapaden im Brown’s selbst in der The New York Times berichtet wurde; Franklin Delano Roosevelt, der seine Flitterwochen im Brown’s verbracht hat; und Orson Welles für eine gewisse Dramatik.“
Schreiben Sie Ihre eigene Geschichte bei einem Aufenthalt im Brown’s Hotel. Vielleicht können auch Sie hinterher von spannenden Begegnungen mit bekannten Persönlichkeiten im Hotel, in der Donovan Bar oder im Charlie’s berichten.
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