Unendliche Landschaften: Die melancholische Welt von Caspar David Friedrich

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Ein Wanderer steht allein auf einem Berg. Wir sehen seinen Rücken; er blickt auf dichte Nebelschwaden, die nur von Felsbrocken durchbrochen werden. Der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich hat etwas Heroisches, etwas Mysteriöses, etwas schwer zu Fassendes. Treffender ließe sich die Zeit der Romantik bildlich nicht darstellen. Da ist dieses Genie, das eins mit der Natur ist. 

Selbst viele Deutsche wissen nur wenig über den Künstler, der dieses Werk geschaffen hat, doch 2024 ist das Jahr des 250-jährigen Jubiläums von Caspar David Friedrich und deutschlandweit finden Ausstellungen zu Ehren des Meisters der Romantik statt.

Ein neuer Blick

In der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin ist Kuratorin Dr. Sintje Guericke mit den letzten Vorbereitungen für die Ausstellung Caspar David Friedrich – Unendliche Landschaften beschäftigt, die seit zehn Jahren in Planung ist. Die Retrospektive soll Friedrich nicht nur als Mann und Maler seiner Zeit zeigen, sondern auch als jemanden, der heute noch zu uns spricht.

„Es ist faszinierend, wie er zu dieser wiederkehrenden modernen Ikone geworden ist. Zuerst wurden seine Werke bei einer Ausstellung im Jahr 1906 in Berlin wiederentdeckt. Nach dem zweiten Weltkrieg war er aufgrund der Nazi-Verbindungen sehr unpopulär und geriet in Vergessenheit. Durch einige neue internationale Ausstellungen in den 70er-Jahren ist das Interesse wieder gestiegen. Diese neue Perspektive hat es dem deutschen Publikum ermöglicht, ihn noch einmal in anderem Licht zu sehen“, erklärt Dr. Guericke.


Caspar David Friedrichs Landschaften verkörpern eine komplexe Mischung aus Erhabenheit und Melancholie, die bis heute Anklang findet. Obwohl seine Werke vor so langer Zeit entstanden sind, sind sie noch immer relevant. Dr. Guericke erklärt: „Im Kern seiner Kunst steht die Beziehung zwischen dem Individuum und der Welt, ein Motiv, das auch heute noch nachhallt. Wie Friedrichs Zeitgenossen suchen wir Antworten und ringen mit Gefühlen des Verlusts. In seiner ausdrucksstarken Bildsprache finden wir Trost.”

Guericke, Dr. Sintje
„Im Kern seiner Kunst steht die Beziehung zwischen dem Individuum und der Welt, ein Motiv, das auch heute noch nachhallt."

Künstlerische Anfänge

Im Jahr 1774 in der Ostsee-Stadt Greifswald geboren, wurde Friedrich schon früh vom Schicksal geprüft. Seine Mutter und mehrere Geschwister verstarben jung; einer seiner Brüder bei dem Versuch, ihn aus einem zugefrorenen See zu retten. Dieses furchtbare Erlebnis, verbildlicht in seinem Gemälde Das Eismeer, hat seine nach innen gewandte Art beeinflusst.

Um seine künstlerischen Ambitionen umzusetzen, ging er zum Studium nach Kopenhagen. Später in Dresden begann die Zeit seines Erfolgs, doch künstlerisch hat er sich nie weit von seiner Heimat entfernt. Die raue Küste inspirierte viele denkwürdige Motive. Zwei seiner avantgardistischsten Werke, Der Mönch am Meer und Abtei im Eichwald wurden von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen erworben und machten Friedrich berühmt.

Seine Beliebtheit erreichte in den 1820er-Jahren ihren Höhepunkt, ließ dann jedoch in den 1830er-Jahren mit dem Aufkommen neuer künstlerischer Bewegungen nach. Er malte bis zu seinem Tod im Jahr 1840, danach geriet er in Vergessenheit. Erst im frühen 20. Jahrhundert wurden seine Werke wiederentdeckt, spielten dann jedoch den Nazis in die Hände, die in Friedrichs mystischen Landschaftsdarstellungen eine Spiegelung der deutschen Seele sahen. Nach dem Krieg wurde sein Werk neu beurteilt und seine Kunst wurde von Friedrichs ideologischen Verbindungen separiert.

Verborgene Schätze und die Favoriten der Expertin

Dr. Guericke empfiehlt Besuchern, auch seinen Zeichnungen Beachtung zu schenken, um seine künstlerischen Prozesse zu verstehen. „Seine Kunst braucht Zeit. Sie müssen in seine Welt und in seine Bildsprache eintauchen, sowohl bei seinen Gemälden als auch bei den Zeichnungen. Es bringt die Menschen dazu, genauer hinzusehen – und sie sind wirklich wunderschön.“

Außerdem rät sie, sich nicht nur seine bekanntesten Werke anzusehen, sondern zum Beispiel auch einige ihrer eigenen Favoriten: „Ein kleines Bild, das zwei Frauen an der Elbe bei der Getreideernte zeigt. Es hat etwas Optimistisches, das wir nicht immer mit Friedrich verbinden. Ein weiterer Favorit von mir ist ‚Morgennebel im Gebirge‘. Ich finde alle seine Nebeldarstellungen spannend, weil sie eine gewisse Ambivalenz haben. Zieht der Nebel auf oder zieht er fort? Ist es Morgen oder Abend? Man ist sich nie sicher. Manchmal wirken die Bilder sehr modern, fast abstrakt. Das liebe ich.”


Die Ausstellung „Caspar David Friedrich: Unendliche Landschaften“ findet vom 19. April bis 4. August in der Alten Nationalgalerie statt. Unser Concierge-Team ist Ihnen bei Ihrem Aufenthalt im Hotel de Rome gerne bei der Beschaffung von Karten behilflich.


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